Eine kürzlich von Forschern des Deutschen Primatenzentrums und der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführte Studie stellt bisherige Annahmen über das Wachstum von Menschen während der Adoleszenz in Frage. Die Forscher untersuchten diese Hypothese bei Bonobos und stellten fest, dass auch diese Affen während ihrer Jugendjahre ein deutliches Wachstumsschub-Phänomen erleben, ähnlich wie beim Menschen. Dies deutet darauf hin, dass Menschen in dieser Eigenschaft weniger außergewöhnlich sind als bisher angenommen. Die Studie identifizierte methodologische Probleme wie falsche Vergleiche zwischen Wachstumsraten von Körperlänge und Gewicht als einen Grund für den früheren Konsens. Durch die Verwendung einer skalierten Methode und die Analyse von Daten von 258 Bonobos in Zoos fanden die Forscher signifikante Wachstumsschübe sowohl im Gewicht als auch in der Körperlänge bei männlichen und weiblichen Bonobos. Die Wachstumskurven von Gewicht und Länge passten zu den Mustern von Testosteron- und IGFBP-3-Spiegeln und ähnelten Hormonschwankungen bei Jugendlichen. Die Studie hat auch Daten aus früheren Studien über nicht-menschliche Primaten neu interpretiert und kam zu dem Schluss, dass Wachstumsschübe in Gewicht und Länge in anderen Affenarten wahrscheinlich ebenfalls auftreten. Die Forscher betonen die Bedeutung der Berücksichtigung von Skalierungsregeln beim Interpretieren von Wachstumskurven und heben die Zusammenarbeit mit 19 Zoos hervor, die Daten für die Studie bereitgestellt haben. An der Studie waren Forscher verschiedener Institutionen beteiligt, darunter die Hochschule Odisee, das Zentrum für Forschung und Naturschutz im Zoo Antwerpen, die Universität Antwerpen, das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie und für Verhaltensforschung sowie das Institut für Kognitionswissenschaften an der Universität Osnabrück.

Einführung

Die Vorstellung, dass Wachstumsschübe während der Adoleszenz ausschließlich dem Menschen vorbehalten sind, wurde durch eine kürzlich durchgeführte Studie des Deutschen Primatenzentrums und der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Frage gestellt. Die Studie untersucht das Vorhandensein von Wachstumsschüben bei Bonobos, einer engen Verwandten des Menschen, und enthüllt faszinierende Ergebnisse, die darauf hindeuten, dass der Mensch in dieser Eigenschaft weniger herausragend ist, als bisher angenommen wurde.

Vorherige Annahmen und methodologische Probleme

Historisch gesehen wurde weitgehend akzeptiert, dass schnelle Wachstumsschübe während der Adoleszenz nur beim Menschen auftreten. Die Studie erkennt jedoch methodologische Probleme in der früheren Forschung, die zu dieser Übereinstimmung geführt haben. Falsche Vergleiche zwischen Wachstumsraten von Körpergröße und Gewicht wurden als Fehler identifiziert. Diese Ungenauigkeiten machten einen frischen Blickwinkel und eine genauere Beurteilung der Wachstumsmuster bei Bonobos erforderlich.

Skalengesetze und Wachstumskurven

Einer der entscheidenden Aspekte, den die Studie hervorhebt, ist die Bedeutung der Berücksichtigung von Skalengesetzen bei der Interpretation von Wachstumskurven. Skalengesetze berücksichtigen die proportionale Veränderung verschiedener Körpermaße während des Wachstums eines Organismus. Durch den Einsatz eines korrigierten Maßstabsverfahrens sollten die Forscher eine genaue Beurteilung der Wachstumsmuster bei Bonobos vornehmen und Vergleiche zu Wachstumsschüben in der Adoleszenz bei Menschen ziehen.

Methodik und Ergebnisse der Studie

Die Studie analysierte Daten von 258 Bonobos, die in Zoos lebten, und lieferte einen umfassenden Datensatz zur Untersuchung. Durch den Vergleich der Wachstumsmuster von Körpergewicht und Körperlänge konnten die Forscher signifikante Wachstumsschübe während der Adoleszenzjahre bei Bonobos, sowohl männlich als auch weiblich, identifizieren. Diese Wachstumsschübe bei Bonobos stimmten mit den beobachteten Mustern von Testosteron- und IGFBP-3 (Insulin-like Growth Factor Binding Protein-3) -Spiegeln überein und spiegelten die Hormonanstiege wider, die menschliche Jugendliche erfahren.

Wachstumsschübe bei männlichen und weiblichen Bonobos

Eine bemerkenswerte Erkenntnis aus der Studie ist, dass Wachstumsschübe sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Bonobos auftraten. Dies stellt die frühere Annahme in Frage, dass Wachstumsschübe während der Adoleszenz hauptsächlich bei Männern beobachtet werden. Die Forscher betonen die Bedeutung der Berücksichtigung des Geschlechts bei der Untersuchung von Wachstumsmustern und geben zu bedenken, dass beide Geschlechter während ihrer Jugendjahre ausgeprägte Wachstumsschübe erleben.

Auswirkungen und weitere Arten

Obwohl sich die Studie speziell auf Bonobos konzentrierte, legen die Ergebnisse nahe, dass Wachstumsschübe in Gewicht und Länge während der Adoleszenz auch bei anderen Affenarten auftreten. Die Neubewertung von Daten aus früheren Studien an nichtmenschlichen Primaten unterstützt diese Hypothese. Dies erweitert das Verständnis von Wachstumsmustern erheblich und stellt die Annahme in Frage, dass der Mensch diesbezüglich eine einzigartige Eigenschaft besitzt.

Beiträge aus interdisziplinärer Forschung

Die Studie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Forschern verschiedener Institutionen und unterstreicht die Bedeutung interdisziplinärer Forschung bei der Fortentwicklung des wissenschaftlichen Wissens. Forscher der Odisee University of Applied Sciences, des Antwerp Zoo Centre for Research and Conservation, der Antwerp University, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und für Tierverhalten sowie des Instituts für Kognitionswissenschaften an der Universität Osnabrück spielten alle eine entscheidende Rolle bei der Durchführung der Studie.

Zoos und Datenerhebung

Die Studie würdigt die Beiträge von 19 Zoos, die die notwendigen Daten für die Untersuchung bereitgestellt haben. Durch die Zusammenarbeit mit Zoos konnten die Forscher auf eine bedeutende Anzahl von Bonobos zugreifen und umfangreiche und zuverlässige Informationen sammeln. Dies verdeutlicht die Bedeutung von Zoos sowohl für den Artenschutz gefährdeter Arten als auch für die Förderung wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnisse.

Schlussfolgerung

Die jüngste Studie, die die Einzigartigkeit des Menschen in Bezug auf Wachstumsschübe in der Adoleszenz in Frage stellt, liefert überzeugende Beweise dafür, dass auch Bonobos während ihrer Jugendjahre ausgeprägte Wachstumsschübe erleben. Durch die Bearbeitung methodologischer Fragen und den Einsatz eines korrigierten Maßstabsverfahrens zeigt die Studie signifikante Wachstumsschübe beim Körpergewicht und der Körperlänge sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Bonobos auf. Diese Studie überprüft frühere Annahmen und betont die Bedeutung der Berücksichtigung von Skalengesetzen sowie der Zusammenarbeit zwischen Forschern und Zoos für ein umfassendes Verständnis von Wachstumsmustern bei Primaten.

Quelle

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